Feuer und Hitze auf Knopfdruck: Uelzener Feuerwehren setzen weiter auf realitätsnahe Ausbildung
Für die Atemschutzgeräteträgerinnen und -träger der städtischen Feuerwehren stand wieder eine praxisorientierte Ausbildung im Mittelpunkt einer sogenannten Heißausbildung an. Unter der Leitung von Stadtbrandmeister Jens Kötke und dem Atemschutzbeauftragten André Meiritz fand diese Art der Fortbildung bereits zum zweiten Mal statt. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Ortsfeuerwehren in der Hansestadt hatten zwei Tage lang die Möglichkeit, in einer mobilen Heißausbildungsanlage zu trainieren. Unter möglichst realistischen Bedingungen und bei Temperaturen von durchschnittlich 350 Grad Celsius wurde der Ernstfall geprobt – eine Herausforderung, die den Feuerwehrleuten sowohl körperlich als auch mental einiges abverlangte. Stadtbrandmeister Kötke unterstreicht daher die Bedeutung dieser wiederkehrenden Maßnahme. „Nicht nur für einen stadtweit einheitlichen Standard im Atemschutzeinsatz, sondern auch für die persönliche Sicherheit und Erfahrung unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte ist eine solche Ausbildung unverzichtbar“, erklärt er am Rande der Heißausbildung.
Der 24-jährige Philipp Nass ist einer von 40 Teilnehmenden in diesem Jahr. Zusammen mit seinem Kameraden Jascha Fischer bildet Nass einen Trupp zur Brandbekämpfung. „Ich hatte bisher wenig Kontakt mit echten Flammen und erwarte von dieser Ausbildung viele neue Eindrücke“, berichtet Nass. Er schließt sich damit den Erwartungen der anderen anwesenden Feuerwehrleute an.
Viele der Atemschutzgeräteträgerinnen und -träger sind noch nicht im realen Brandeinsatz gewesen oder haben gerade erst einen Atemschutzlehrgang absolviert. Das weiß auch Uwe Frobart, einer der Ausbilder an den beiden Ausbildungstagen. Er versucht daher, die Teilnehmenden an die Hand zu nehmen und sie schrittweise auf den Durchgang in der Heißausbildungsanlage vorzubereiten.
Frobart, selbst langjähriger Feuerwehrmann, schöpft aus den Erfahrungen, die er während seiner Dienstzeit bei der Berufsfeuerwehr und auch im Ausland gesammelt hat. Er war schon zur Ausbildung in den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA oder im EU-Ausland. „Viele gute Ideen kommen aus dem Ausland“, weiß Frobart, „leider dauert es immer ein bisschen, bis sie sich auch bei uns etabliert haben.“
In der Zwischenzeit bereiten sich Philipp Nass und Jascha Fischer auf ihren Einsatz in der Heißausbildungsanlage vor. Der erste Schritt ist das richtige Anlegen der Schutzkleidung. Bevor es zur Brandbekämpfung geht, überprüft Uwe Frobart noch einmal die Ausrüstung. Schon dabei gibt es einige Dinge, die für den bestmöglichen Schutz zu beachten sind. „Hier geht es nicht darum, die Kameradinnen und Kameraden vorzuführen oder zu verunsichern“, sagt er, während sich ein anderer Feuerwehrmann nach seiner Anleitung ausrüstet. Frobart gibt dabei wertvolle Tipps und zeigt ein paar simple Handgriffe zum Anziehen der Schutzkleidung.
„Wir wollen gerade die Einsatzkräfte, die noch keine oder nur wenig Erfahrung haben, langsam an das Thema heranführen. Es ist uns nicht geholfen, wenn hier schon Ängste vor den Flammen und dem möglichen Ernstfall geschürt werden.“ Deshalb sei es wichtig, ein breites Spektrum an Wissen und Sicherheit zu vermitteln. So könne jeder das für ihn Wichtige aus der Ausbildung mitnehmen.
Die mobile rote Heißausbildungsanlage fällt auf dem Gelände der Schwerpunktfeuerwehr und der Feuerwehrtechnischen-Zentrale in Uelzen sofort ins Auge. Doch bevor die Trupps die Anlage betreten dürfen, werden alle Kräfte kurz in den Umgang mit dem Hohlstrahlrohr eingewiesen. Mit einem Hohlstrahlrohr können die Feuerwehrleute die Form des Wasserstrahls verändern, ohne den Strahl zu unterbrechen.
Durch einen verstellbaren Mechanismus am Strahlrohrkopf kann zwischen einem gebündelten Vollstrahl und einem Sprühstrahl gewechselt werden. Der Vollstrahl wird zur gezielten Bekämpfung des Brandherdes und für große Wurfweiten eingesetzt, während der Sprühstrahl eine größere Fläche abdeckt und zum Hitzeschutz dient.
Das alles will beherrscht werden, weshalb sich der erfahrene Ausbilder Uwe Frobart noch einmal Zeit nimmt, damit jeder den sicheren Umgang mit dem Hohlstrahlrohr üben kann. „So ein Hohlstrahlrohr hat viele Funktionen für verschiedene Situationen, macht euch damit im Vorfeld vertraut“, gibt er den Kräften mit auf den Weg, bevor es in den Übungseinsatz gehen kann.
Matthias Ecke, Besitzer der Heißausbildungsanlage und zweiter Ausbilder, hat ebenso wie der große rote Übungscontainer auf einem LKW-Anhänger schon viele Ausbildungseinsätze absolviert. Wer ihm beim Aufbau zusieht, merkt schnell, wie routiniert die Handgriffe sitzen. Er ist bundesweit im Einsatz, um Feuerwehrleuten ein Gefühl für den Ernstfall zu vermitteln. Für die Ausbildung der städtischen Feuerwehren soll er einen Kellerbrand simulieren.
„Manchmal baue ich die Anlage mehrmals in der Woche auf und wieder ab. Da entwickelt man mit der Zeit so seine Tricks und Kniffe“, scherzt Ecke, gibt aber zu bedenken: „Trotz der Routine muss natürlich alles passen und die Sicherheitssysteme müssen im Ernstfall funktionieren. Wir können bis zu 650 Grad erreichen, da überprüfe ich lieber noch ein zweites Mal, bevor die ersten Einsatzkräfte zum Üben kommen.“
Flammen und Hitze steuert Ecke während der Durchgänge von einem Kontrollraum aus. Per Knopfdruck auf einem Bildschirm kann er so verschiedene Brandherde auflodern lassen und in Sekundenschnelle für neue Situationen im Brandraum sorgen. Ganz allein ist der vorgehende Löschtrupp dabei nicht: Per Mikrofon steht Ausbilder Matthias Ecke mit den beiden Feuerwehrleuten in Kontakt und gibt Hilfestellung, wenn es nötig ist. Er ist sich mit Uwe Frobart einig: In erster Linie soll es den Einsatzkräften gefallen – wenn hier jemand verängstigt herausgeht, haben wir unser Ausbildungsziel mehr als verfehlt, erklärt er einem Trupp vor dem Löscheinsatz.
Erkundung, Brandbekämpfung, Rückzugssicherung und die Kommunikation untereinander verlangen den Trupps bei 350 – kurzzeitig sogar bis zu 600 Grad Celsius und eingeschränkter Sicht auf engstem Raum alles ab.
Auch dem 24-jährigen Philipp Nass ist die Anstrengung deutlich anzumerken, dennoch fällt sein Fazit durchweg positiv aus. „Beeindruckend und anstrengend! Aber eine gute und lehrreiche Erfahrung, die man unbedingt erlebt haben muss“, sagt er sichtlich erschöpft am Ende seiner Übung. In der Zwischenzeit sind wieder zwei Einsatzkräfte damit beschäftigt, die Flammen im Inneren des Containers zu löschen. Am Ende sind so 40 Atemschutzgeräteträgerinnen und – träger geschult und auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet worden.
Fotos & Text: Simon Märtens, Pressesprecher der Feuerwehren in der Hansestadt Uelzen